Zweiter Poetry Slam der GEE 27.01.2011


 

Es wächst kein Gewinn, wo man kein Vergnügen findet.

William Shakespeare

 

 

Ein bisschen aufgeregt und bestens vorbereitet wagten sich 11 Schülerinnen und Schüler mit einem bunten Themenmix ins gleißende Scheinwerferlicht der Aula der Gesamtschule Eiserfeld. Nichts als sich selbst und ihre eigenen Texte dürfen sie laut Reglement des Poetry Slams auf die bis auf ein Mikrophon völlig leere Bühne mitbringen.  Originelle Texte,  gute Performance und ein gehöriger Schuss Selbstbewusstsein:  15 spritzige, witzige, gefühlvolle und nachdenkliche Cocktails wurden dem gespannten – und  bis zum Schluss gebannten und begeisterten  Publikum geboten.

Nach dem ersten Poetry Slam im letzten Jahr hatten die Schülerinnen und Schüler Feuer gefangen und beschlossen, dass ein solcher Dichterwettbewerb keine Eintagsfliege bleiben darf. Weitgehend in Eigenregie und mit tollem Teamgeist organisierten sie unter Federführung von Jessica Hoppe diesen Ritt auf dem Pegasus.

  

Die Regeln wurden für den zweiten Poetry Slam ein wenig geändert. Michel Kühn, der den Abend souverän moderierte, erklärte sie dem Publikum:  Den jungen Literaten ist die Gattung freigestellt, nicht aber die Zeit: Nur fünf Minuten haben sie, um die Zuhörer von ihrer Sprachgewalt zu überzeugen. In zwei Vorrunden werden die  beiden Sieger durch eine Jury gewählt. Dazu werden fünf unabhängige Zuschauer mit Punktekarten ausgestattet. Die höchste und niedrigste Wertung soll entfallen. In der Endrunde treten die vier Vorrundensieger gegeneinander an und nun entscheidet das gesamte Publikum über den Sieg. Hierzu erhält jeder Zuhörer einen Pokerchip, den er am Schluss in die Messsäule des von ihm favorisierten Beitrags  einwirft.

Im Zentrum vieler Beiträge standen gedankliche und charakterliche Fehler und die Welt, in der sie auftreten, wie zum Beispiel Opportunismus, Autofetischismus, falsche Scham, Selbstbetrug und Flucht in mediale Scheinwelten. Aber auch der alltägliche Wahnsinn im Leben der Schüler: Kaugummi-Parcours und Todfeind Wecker, nicht nur am Morgen, sondern auch in Klausuren, Sprachnot und Schreibblockaden wurden temperamentvoll und vergnüglich zu Gehör gebracht. Virtuos wurde zwischen Deutsch und Denglisch jongliert und das Neinsagen mit Punkten belohnt.

Für das Finale wünschte ich so mancher Zuhörer mehr als einen Chip, denn schon in den Vorrunden hatten sich Natalie Grindel, René Schöler, Mailin Löhr und Jessica Skop als preiswürdige Kandidaten angekündigt. So warteten alle gebannt auf die Enthüllung der  Säulen und es musste zum Schluss noch einmal ganz genau hingeschaut werden, ob der lyrische Text „Du bist die Schöne, ich das Biest“ oder die Realsatire über die Not des Sinnesorganes Ohr den ersten Preis gewinnen würde, zwei ganz verschiedene und doch in ihrer Virtuosität gleichwertige Texte.

Am Ende konnte Michel Kühn  den begehrten an Pokal Natalie Grindel überreichen.   Irgendwie wissen wir ja schon, dass die ganz Großen sich schon in jugendlichem Alter zeigen – wenn zum Talent noch Mut und Ausdauer hinzukommen, wer weiß, wohin das noch führt? Auf jeden Fall aber doch zum ersten Siegener Schulwettbewerb, den Zuhörer und Slammaster des NRW-Poetry-Slams 2009, Andreas Klein, demnächst einrichten möchte.

(mein)

Weitere Fotos: