: Aktionen anlässlich des Holocaust-Gedenktages:

Schüler hielten einen Moment lang inne


 
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Gruppe um Lehrer Hans-Peter Steimle erarbeitete eindrucksvolle Präsentation

JaK Eiserfeld. Es ist still in der Kulturhalle Richerfeld. 150 Schüler der dort beheimateten Gesamtschule blicken betroffen auf die Bühne. Die gezeigten Bilder erzeugen Beklemmungen. Und immer wieder die Frage: »Wie konnte so etwas geschehen?« Aus Anlass des gestrigen Internationalen Holocaust-Gedenktages hatten Schüler der Klassen 9 und 10 eine Präsentation entwickelt, die durch einen Film und Literaturvorträge ergänzt wurde. Zudem begeben sich an diesem Wochenende 35 Schüler auf eine Zeitreise an einige der markantesten Punkte der NS-Vernichtungsmaschinerie.

Der Holocaust – auch über 60 Jahre danach hat er nichts an Aktualität eingebüßt. »Es geht dabei nämlich nicht nur um eine Aufarbeitung. Man muss sich auch die Frage stellen, welche Handlungsaufforderung dahinter steckt«, gibt Hans-Peter Steimle zu bedenken. Der mittlerweile pensionierte Lehrer hat die Präsentation mit den Schülern erarbeitet, da er immer noch einen Lehrauftrag an der Schule hat. Wie sehr ihm das Thema am Herzen liegt, spürt man mit jeder Silbe, die zu diesem Thema über seine Lippen geht. Zusammen mit seinen Schülern hat er eines erreicht: Die jugendlichen Zuschauer halten einen Moment inne – und das am hektischen Tag der Zeugnisausgabe. Das ist verständlich angesichts der gezeigten Bilder: Ausgehungerte und zusammengepferchte Menschen, Ortsschilder, die nicht den Namen des Ortes präsentieren, sondern darauf hinweisen, dass Juden »diesen Ort« auf eigene Gefahr betreten. Für einige Gesamtschüler ist das Thema Holocaust mit dem gestrigen Programm in der Kulturhalle nicht vorbei. Im Rahmen eines Exkursions-Angebotes des »Schüler-Reisebüros« starteten gestern und heute Morgen 35 Schüler zu drei unterschiedlichen Zielen. Eine Gruppe besucht die Gedenkstätte Buchenwald, eine andere fährt nach Pirna und Theresienstadt, wo sich die Teilnehmer auch mit einer bereits bekannten Sinti- und Roma-Jugendgruppe treffen. Die dritte Gruppe macht sich in die Bundeshauptstadt Berlin auf, um das Jüdische Museum und die Holocaust-Gedenkstätte zu besichtigen. Bereits Ende Dezember hatten ehemalige Schüler der Gesamtschule an einer Fahrt nach Stutthof (bei Danzig) teilgenommen. Alle Fahrten haben ein Ziel. Sie sollen das Fazit »Sage Nein!« des gestern präsentierten Vortrages vertiefen. So erscheint auch ein Zitat von Carola Stern, die den Krieg und die Zeit danach nicht nur miterlebte, sondern auch ein Stück weit prägte, genau in die von Steimle geforderte Findung einer Handlungsaufforderung zu passen: »Ich habe erlebt, wozu Menschen fähig sind, die einer Verführung erliegen. Man darf es nicht so weit kommen lassen.«