13 GeZ im „Zug der Erinnerung“>>>06.03.08


„Das ist aber eng hier, da kriege ich Platzangst!“ war von einer Besucherin zu hören, die zeitgleich mit uns den „Zug der Erinnerung“ bestieg, der in Siegen Station machte und an Deportationen von Juden, Sinti und Roma sowie körperlich Versehrten zur Zeit des Nationalsozialismus erinnerte. Vor dem Hintergrund dieses Gefühls der Enge, das nicht nur die zitierte Besucherin verspürt haben dürfte, erscheinen die Leiden der damaligen Opfer umso unvorstellbarer.  
Gut vorbereitet durch ein Referat von Felix, in dem verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus im Siegerland (darunter auch der Brand der Synagoge am 10.9.1938) thematisiert wurden, besuchte der 13er Geschichte Zusatzkurs den ungewöhnlichen Ausstellungsort am Siegener Bahnhof.
Zu Beginn bekamen wir eine kleine Einführung seitens der Organisatoren der Ausstellung, in der wir unter anderem erfuhren, dass die Deportierten die Kosten ihres Transportes selber bezahlen mussten – unglaublich!  
Im Mittelpunkt stehen Kinder und Jugendliche, die allein aufgrund ihrer von den Nationalsozialisten definierten rassischen Abstammung oder wegen Krankheiten oder Behinderungen zu Opfern wurden. Aber nicht nur diese Opfer sind Thema der rollenden Ausstellung, die aus zwei angemieteten Waggons aus den 70er und 80er Jahren sowie einer Dampflok aus den 20ern besteht, auch die Täter werden gezeigt. Dabei geht es aber nicht um die Verantwortlichen aus der obersten Führungsriege, sondern um Beamte aus dem Reichsverkehrsamt, die die Transporte organisiert haben.
Ein besonderes Merkmal der Ausstellung ist, dass  der Bezug zur Lokalgeschichte der Haltepunkte gesucht wird; Deportierte aus den jeweiligen Gebieten werden thematisiert, auch mit der Intention, ungeklärte Schicksale aufklären zu können. Damit ist jeder Besucher eingeladen, sich an der Spurensuche zu beteiligen. Durch die Ergänzung des „Zuges der Erinnerung“ durch Teile der Ausstellung „Kriegsende in Siegen“ aus dem Jahre 2005 sowie durch die Verbindung mit der Aktion „Stolpersteine“ (an der auch ein Kursteilnehmer beteiligt war), wurde der regionale Bezug weiter vertieft. Nicht zuletzt dadurch bekam die Ausstellung einen besonderen Reiz.    
Traurig und bedenklich ist, dass diese gute Aktion seitens der Bahn nicht die nötige Unterstützung findet; Standmieten und Schienennutzungsgebühren verursachen den größten Teil der Kosten der Ausstellung. Diese „Stolpersteine“ seitens der Bahn dürften aber nicht vorrangig finanziell begründet sein, was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass die Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit in einigen Bereichen auch über 60 Jahre nach dem Ende des NS noch nicht abgeschlossen ist. Jeder Besucher ist dazu aufgerufen, seinen Unmut darüber der Bahnführung mitzuteilen – der 13er GeZ wird das in jedem Falle tun!
   

(Daniel Funken)