Viele intensive Gespräche geführt

Siegen, 27.06.2008
Siegen. Für 80 oder 90 erlebnisreiche Lebensjahre ist eine Kiste definitiv zu klein. Aber mit zwei oder drei typischen Akzenten aus den gelebten Jahrzehnten kann eine Erinnerungsbox schon anschaulich werden. ...
Lisa und Annalena interviewten die 91-jährige Selma Metzger im "Haus Obere Hengsbach" über ihr Leben. Im nächsten Schritt werden Kisten angefertigt, die markante Lebenselemente widerspiegeln sollen. (WR-Bild: Diakonie) (diakonie)
Lisa und Annalena interviewten die 91-jährige Selma Metzger im "Haus Obere Hengsbach" über ihr Leben. Im nächsten Schritt werden Kisten angefertigt, die markante Lebenselemente widerspiegeln sollen. (WR-Bild: Diakonie)

... Deshalb bastelten 31 Eiserfelder Schüler mit Senioren des "Hauses Obere Hengsbach" Kisten mit gelebten Erinnungen. Für die Bewohner des Alten- und Pflegeheims der Diakonie in Siegen sollten individuelle Erinnerungskisten entstehen: Eine Modellbox erstellten zwei junge Männer, die derzeit statt des klassischen Zivildienstes ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in dem Altenheim leisten. Schnell wurde klar, dass für dieses Projekt Mitstreiter nötig waren.

Somit wurden 31 Schülerinnen der Gesamtschule Ei-serfeld für das kreative Projekt zur Hilfe gerufen, die zurzeit an einem Pädagogik-Leistungskurs teilnehmen. Während des zu Ende gehenden Schuljahres hatten sich die Schülerinnen mit der Lebensspanne des Menschen beschäftigt.

"Im letzten Herbst haben wir mit der Phase der Kindheit begonnen. Im zweiten Halbjahr beschäftigten wir uns dann mit dem Lebensabschnitt Jugend", erklärt Lehrerin Friederika Meinhardt und ergänzt: "Auch wenn die Vorgaben des Zentralabiturs in NRW nur wenig Spielraum lassen, haben wir uns dazu entschlossen, auf die Anregung von Heimleiterin Andrea Schäfer-Bottenberg einzugehen und die letzten drei Wochen des Schuljahres dem Alter als Lebensspanne zu widmen."

Und außerdem gebe es Anknüpfungspunkte zum Lernstoff der 13. Klasse: "Im kommenden Schuljahr werden wir uns mit dem Alterungsprozess und typischen Alterserkrankungen wie Demenz oder Alzheimer auseinandersetzen".

Jeweils zwei Schülerinnen kümmerten sich nun intensiv um einen Bewohner. Nachdem die anfängliche Scheu überwunden war, gab es intensive und angeregte Gespräche zwischen den jungen Damen und den betagten Heimbewohnern. So interviewten Lisa und Annalena Selma Metzger. Im Gespräch mit den Schülerinnen ließ die 91-jährige ihr Leben Revue passieren. Sie erzählte von ihrer Kindheit und Jugend mit ihren elf Geschwistern, von ihren sportlichen Erfolgen als Turnerin, von ihrer Ehe, der Geburt der zwei Kinder, den furchtbaren Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges.

Gegen Nachmittag verließ ein zufriedener Leistungskurs das Altenheim "Haus Obere Hengsbach": "Mich haben die Gespräche dazu gebracht, respektvoller auf die Lebensleistung der älteren Generation zu schauen. Ich war schon betroffen, etwas aus den Biographien der Heimbewohner zu hören. Und ich habe gelernt, einfühlsam ein Gespräch zu führen, niemanden zu bedrängen, niemanden zu überfordern, im richtigen Moment eine Pause einzulegen", fasste eine der Schülerinnen ihre Erfahrungen zusammen.

Im nächsten Projektabschnitt sind die kreativen Kompetenzen der Schülerinnen gefragt. Aus den Lebenserzählungen müssen einige markante Details ausgewählt werden, die in der jeweiligen Erinnerungskiste optisch umgesetzt werden. In einer Ausstellung sollen die fertigen Kisten ab dem 20. September im "Haus Obere Hengsbach" zu sehens ein - passend zum Weltalzheimertag.