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Siegfried Pater:Am Beispiel - McDonald´s


Die Bedingungen sind schlechter geworden, der Wind im Gesicht stärker, die Zahl der Freunde kleiner. Man muss früher aufstehen und mehr Misserfolge einstecken, mehr Ängste aushalten als früher – aber gleichwohl muss immer wieder neu das Notwendige getan werden. (Erhard Meuler) 

© Pressefoto  Bildarchiv Siegfried Pater

Gesamtschule Eiserfeld am 30.01.2003. Die Schülerinnen und Schüler der 11er-, 12er - und 13er-Jahrgänge versammelten sich zu einem recht ungewöhnlichen Anlass in der Bibliothek. Die Stimmung vor der Ankunft der Person, welche den Sowi Unterricht der letzten Zeit mit seinem Werk „Zum Beispiel McDonald´s“ gefüllt hat, ist gespannt. Mit welchem Fleischerhaken Realitäten wird man wohl von einem Menschen konfrontiert, der den Mut hat, Stimme der Unterdrückten in einer Welt zu sein, die mit Begriffen wie „optimaler Faktorallokation“ ihre Verbrechen an der Dritten Welt zu verschleiern sucht.

Herr Pater, 1945 im Erzgebirge geboren, zwei Jahre als Entwicklungshelfer in Brasilien tätig und Geschäftsführer der Heinrich-Böll-Stiftung verfasste mit seinem Buch ein Werk, das einen tiefgreifenden Eindruck in den Köpfen und Gedanken der Menschen hinterlässt.

„Am Beispiel - McDonald´s“ zeigt er die Brutalität, mit der sich die heutigen Machthaber an den Schätze eines Landes berauschen, das in erschreckender Art und Weise Mangel an zum Export bestimmter Gütern leidet und wo der Kampf ums tägliche Überleben nicht selten verloren wird.

Erschreckend dabei ist, dass eine auf nationale Bedürfnisse fokussierte Agrarwirtschaft die bestehenden Hungersnöte in ganz Brasilien beseitigen könnte. Statt dessen werden jedoch wichtige Anbauflächen mit Soja bepflanzt, welcher als Exportgut der Ernährung von z.B. „MC-Kühen“ in Deutschland dient. Diese nicht zur Mästung geeigneten Milchkühe werden laut Herr Pater zusätzlich mit Hormonen gefüttert, da ein krankheitsbedingter, zeitweiliger Stopp der Mästung zum wirtschaftlichen Bankrott der Bauern führen würde.

 In dem nach einer kurzen Einführung seitens Herrn Pater gezeigten Film „Dschungelburger“ wird dieser Kreislauf  einer Gewinn orientierten, egozentrierten, Weltordnung besonders deutlich.

Am Beispiel von Fleischexporten aus Costa Rica in die USA zeigt der international ausgezeichnete Film Stationen des Teufelskreises auf, der angeheizt durch den Fast- Food- Giganten McDonalds, am Ende zur Vernichtung des Urwaldes, der Landwirtschaft und der Arbeitsplätze in Costa Rica führt.

 Diese Momentaufnahme der aktuellen Wirtschaftssituation bleibt jedoch bei McDonald´s ohne jegliche Resonanz.

Der von Herr Dombrowski (Sowi-Lehrer an der GEE und Moderator der Veranstaltung) eingeladene McDonald´s Vertreter (public-relation-Abteilung) hielt es nicht für nötig, an einem Diskurs dieser Art teilzunehmen. Diese Haltung des Unternehmens ist Herrn Pater wohlbekannt, so antwortete er auf die Frage einer Schülerin bezüglich der Reaktion seitens McDonalds zu seinem Buch, „er habe seitens McDonalds bisher keinerlei Reaktion auf seine Veröffentlichungen erhalten, noch habe sich McDonald´s bisher einer öffentlichen Diskussion gestellt, stattdessen schaltete McDonald´s in vielen großen Tages- und Wochenzeitschriften Anzeigen mit dem Inhalt: „McDonald´s hat nichts mit der Tropenwaldabholzung zu tun“. 

© Pressefoto  Bildarchiv Siegfried Pater

Doch trotz allem betont Herr Pater ausdrücklich, der Fall McDonald´s sei kein Einzelfall, sondern sei als einer von vielen zu betrachten. Mehr noch: Er sei Beispiel für eine neue Ordnung in der durch Globalisierung langsam verkümmernden Welt. Er wünscht sich in diesem Zusammenhang eine wache Jugend, die den Mut hat sich der Realität zu stellen und gegen bestehende Missstände anzugehen, auch wenn das eigene Konsumverhalten dadurch deutlich beeinträchtigt und verändert werden müsse.

Dies war die Frage, die wohl alle auch nach Verlassen des Raumes noch beschäftigte: Bin ich bereit, das Wohl der Gesellschaft über das meinige zu stellen? Eine Frage, die ihren dumpfen Widerhall in der grauen Realität findet, die mehr denn je dem Prinzipien des Darwinismus zu entsprechen scheint. 

Wissen ist Tat. Wissen ist Erlebnis. Es beharrt nicht. Seine Dauer heißt Augenblick. (Hermann Hesse) 

Frederik Düber, Jgst. 11

 © Pressefoto  Bildarchiv Siegfried Pater


Siegfried Pater - Journalist, Buchautor, Filmemacher

Internet: www.siegfried-pater.de

 

  

 

 

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