„SMS Liebe“ im Apollo  01.04.2011, Theaterbesuch Klasse 10 D


„Was ist denn hier los?“, fragten erstaunt einige Passanten, als sie am Freitagmorgen den Jakob-Scheiner-Platz überquerten. Dicht gedrängt warteten mehr als 500 Schülerinnen und Schüler auf den Einlass ins Apollo-Theater. Die Stimmung der Jugendlichen draußen war anders als sonst, wenn berühmte Theaterstücke gespielt werden. Sie waren sichtbar neugierig auf das, was ihnen geboten werden sollte.

 Ähnlich ging es hinter der Bühne zu, wie Dramaturg Jan Vering den Zuschauern vermittelte, denn im Zuschauerraum saß ein besonders kritisches Publikum, nämlich die eigenen Schulkameraden und Freunde.

 

 Hauptschülerinnen und Hauptschüler der Klassen 9 und 10 aus Deuz und Wilnsdorf haben zusammen mit Regisseurin Ute Kossmann und Theatermusikerin Antje von Wrochem vom N.N. Theater Köln das Stück selbst entwickelt. Zu Anfang sah man die Jugendlichen als Schatten hinter dem Vorhang und auf der Leinwand eine Projektion der Probenarbeit. Rundherum war das Publikum sofort ganz bei der Sache: „ach, guck mal, der …“, man spürte, dass die Spannung schon ganz hoch war, als sich endlich der Vorhang hob.

 Was die Schülerinnen und Schüler dann auf die Bühne brachten, war authentisch, lebendig, mitreißend. Ihre Sehnsüchte, Träume, Ängste setzten sie in vielfältigen Formen um, da wurde gerappt, getanzt, gesungen und vor allem gesimst. Statt Zettelchen - „Sind wir ab jetzt zusammen?“  - gehen Liebes- und Leid-Botschaften heute über Satellit – und entfalteten sich für alle sichtbar am Theaterhimmel.

 Mit wenig Mobiliar, ein paar Turnmatten, einem roten Sofa, und Kostümen, die mit minimalen Effekten Gruppenzugehörigkeiten (Trainingsanzüge), aber auch Individualität (Mäntel) und die Botschaft „Liebe“ (rosa Turnschuhe) verdeutlichen, ist Petra Georg-Achenbach nahe am Puls der Jugendlichen. Solche Bühnenräume und Kostüme sind durchaus auch im Schultheater möglich und bieten Anregung zum Nachmachen.

 Wie sich in den vergangenen sechs Monaten Probenzeit die Akteure entwickelt haben, zeigte sich eindrücklich im Vergleich von Probenmitschnitt und Darbietung. Da steckt eine Menge Arbeit und Engagement dahinter. Die Schulkameraden waren sichtlich beeindruckt von der Bühnenpräsenz der Akteure, die sie aus dem Alltag so oder auch ganz anders kennen. Die Schülerinnen und Schüler aus der 10 D fanden die Inszenierung ebenfalls höchst gelungen. Vor allem jene, die selbst im Fach „Darstellen und Gestalten“ auf der Bühne stehen, wussten die Leistung zu würdigen und nahmen manche Anregung mit in die Schule zurück.

 „Wir sollten uns beim Apollo bewerben, vielleicht auch mit einer anderen Schule zusammen eine Produktion zu entwickeln!“ – Der Funke war übergesprungen!

 Sympathisch auch  die Reaktionen der Akteure, denn die kamen sofort nach dem Schlussapplaus mit nach draußen und wurden von ihren Schulkameraden gebührend gefeiert.

 Wenn man bedenkt, dass vor 14 Jahren ein Oberstufenkurs unserer Schule die unsägliche Geschichte des Siegener Theaters recherchierte und unsicher war, ob man ein Theater für den Bildungsbürger wolle oder ein Theater für die Allgemeinheit, so kann man heute erfreut feststellen: Das Apollo ist ein Glücksfall - für alle!