THEATER UND ZOFF IN DER 9D !>>>>18.01.08

Mädchen und Junge mussten ins Krankenhaus !


Zwei Schüler mussten letzte Woche nach sehr unschönen Vorfällen in ihrer Klasse als Notfälle zur ärztlichen Behandlung ins Kinderhospital eingeliefert werden.

Der Ablauf ist schnell erzählt: Der Junge, üblicherweise der gefeierte Star seiner Klassengemeinschaft, mobbt eine Mitschülerin vor Schulbeginn auf dem Pausenhof. Diese steht nach einem hässlichen Streit am Frühstückstisch in der eignen Familie stark unter Druck und kommt bereits ziemlich angeschlagen zur Schule. Unter dem Gejohle vieler Mitschüler der 9D wirft er die Außenseiterin zu Boden. Als das Mädchen danach anlässlich der Rückgabe einer mangelhaften Klassenarbeit auch noch von ihrem Lehrer in rüdem Ton deutliche Ablehnung erfährt, wird ihre Verzweiflung übergroß.

Doch auch der Junge seinerseits steht unter enormen psychischen Spannungen. Denn seine starke Stellung innerhalb der Klasse und seine guten schulischen Leistungen finden zuhause wenig Interesse. Der erfolgreiche Vater kommuniziert lieber mit seinen Geschäftspartnern, die Mutter hört ihrem Sohn kaum zu,. Schließlich wähnt auch er sich in einer ausweglosen Situation.

Schrecklich, nicht wahr?

Und das an unserer Schule!

Nein, zum Glück nicht! Alles nur erfunden!  

Erfunden von den 31 Schülerinnen und Schülern der 9D und am vergangenen Freitag vor den Jahr­gängen 8 bis 10 auf der Schulbühne in 20 Minuten theatergemäß und gekonnt in Szene gesetzt.

Dafür hatten alle nach den Weihnachtsferien gemeinsam mit den beiden Theaterpädagogen Lars Dettmer und Wulf Paulus gesponnen, geprobt, gemimt, gefilmt und immer wieder geübt. An insgesamt sechs Tagen (je 3 mal in 2 Wochen) wurde jeweils von 10 bis 15 Uhr nicht nur die Handlung eines zu Beginn der Projetphase nicht existenten Stückes entwickelt, sondern die Klasse musste quasi im Schnelldurchgang einen Grundkurs in Theaterpädagogik absolvieren: Wie steure ich vor Publikum meine Mimik und Gestik, wie bewege ich mich bei Auf- und Abgang zu und von der Bühne, wie kontrolliere ich Sprache und Intonation und vor allem – wie begegne ich Lampenfieber. Dazu musste die Klasse noch fast den gesamten logistischen Aufwand leisten: Bühnentechnik, Videotechnik und Videoschnitt, Bühnenbild.

Unterdessen lief der Unterricht zumindest in den Hauptfächern fast völlig ungestört weiter. Für das Projekt wurde vorwiegend der GL-, AW- und Bio-Unterricht des Klassenleitungsduos genutzt – dies entband die Klasse daher auch nicht von den Hausaufgaben zumindest für die Hauptfächer. Einer der sechs Tage war sogar ein für alle übrigen Schüler unterrichtsfreier Notenkonferenztag! Da muss eine Klasse schon ganz schön bei der Sache sein, wenn sie freiwillig zur unterrichtsfreien Zeit kommt!

Die Klasse während der Proben  Lars Dettmer und Wulf Paulus

Dies und vieles andere ist jedoch auch und gerade dem professionellen Wirken von Lars Dettmer und Wulf Paulus zu verdanken. Beide sind sehr erfahrene „Theaterleute“, doch auch sie haben vorher noch nie mit einer gesamten Klasse in so kurzer Zeit ein Stück entworfen, einstudiert und aufgeführt. Aus einer ihnen unbekannten Schülergruppe in so kurzer Zeit ein kreatives und hochmotiviertes „En­semble“ zu formen ist schon eine ganz erstaunliche Leistung!

Vor dem Streit  Vater liest Zeitung    Mädchen kommt zu spät, der Streit beginnt

Das gesamte Projekt wurde finanziell ermöglicht durch eine finanzielle Förderung seitens des Paritäti­schen Wohlfahrtsverbandes. Auflage für die Verwendung der Gelder war eine szenische Umsetzung (Film, Theater, …) der Thematik „Gewalt unter Jugendlichen“. Daraus formten Lars Dettmer, Wulf Paulus und die 9D die eingangs skizzierte Theaterhandlung. Orte der Bühnenszenen waren der Frühstückstisch in der Familie des Mädchens, die Wohnung der Familie des Jungen sowie das Klas­senzimmer. In das eigentliche Theaterspiel waren mehrfach geschickt einige von Lars Dettmer ge­drehte Sequenzen (siehe YouTube …) über das Mädchen, den Jungen und die Mobbingvorgänge auf einer riesigen Leinwand zu sehen.

Frust nach Streit Frust nach Mobbing Lehrer gibt Arbeiten zurück
Frust nach der Fünf   ...vor dem Zusammenbruch!
Film –Junge (Mitte)    Film – Junge (stehend)

Insgesamt vermittelte die Aufführung eine beeindruckend authentische und szenisch dichte Atmos­phäre. Und so empfanden es nicht nur die jugendlichen Zuschauer.

Die Eltern des Jungen – erfolgreich … ...und stets beschäftigt!

Extremes Licht symbolisiert extreme Situationen für Junge und Mädchen

Die Väter         Geschwister     Isolation          
Ende eines Schultages – Mädchen Ende eines Schultages – Junge

Unsere Ziele als Klassenleitungsteam waren dabei neben der eigentlichen Theaterarbeit vor allem die Weiterentwicklung und Festigung des Klassen- und Teamgeistes der erst durch das Streaming im August neu entstandenen 9D. Und genau dies wurde aus unserer Sicht voll erreicht. Die Klasse hat als großes Team gehandelt und auch als großes Team einen Erfolg vorzuweisen!

Ende der Aufführung – Das Ensemble bedankt sich für den Applaus
 
Technikteam (ohne Chef Markus Dormann)  

Heike Niwar und Werner Jüngst