Kassandra

PA-L 12 auf Apollos Spuren

28. Januar 2008


„Ich versuche, einen Raum zu erzeugen, in dem das Irrationale, wenn es Macht hat, wie in Kassandra und Medea , durch, ja: humane Werte ein Gegengewicht bekommt.“

Chr. Wolf in :"Die Zeit" mehr ...

Diesen Raum füllt Christa Wolf mit meisterhafter Sprache, verdichtet in der dramaturgischen Umsetzung durch Magnus Reitschuster und mitreißend gestaltet von Petra Zwingmann.

Immerhin 90 % des Kurses sind am Montagabend angereist, 27 junge Frauen, die großen Respekt haben vor der Leistung der Schauspielerin, diesen ungeheuren inneren Monolog facettenreich in der sprachlichen Gestaltung, abendfüllend und - fast - ganz allein auf der Bühne lebendig werden zu lassen. Beinahe verschmilzt ihre Stimme mit der musikalischen Begleitung durch Dorian Rudnytsky, der sich  kongenial auf die leisen Töne wie auf die hochdramatischen Passagen des Textes einschwingen kann.

Neben der Prägnanz des Textes entsteht eine Atmosphäre großer musikalischer Dichte, die vielleicht nur deshalb möglich ist, weil es die Beteiligten gewohnt sind,  über den Tellerrand zu schauen, sei es der Cellist und Komponist mit seinen Grenzgängen zwischen Symphonieorchester, Rockband und Filmmusik, sei es der Regisseur Johannes Zametzer, der gleichermaßen mit Schauspiel und Oper verbandelt ist, sei es die Schauspielerin und Regisseurin mit ihrer wunderbaren Stimme von hoher Musikalität und Kraft.

Wie schafft man es, solche Leute nach Siegen zu holen? Vielleicht, weil es Verbindendes gibt - Franken, den Fußball, inhaltliche in alten und neuen Inszenierungen ("Bash"!), die reizvollen Eigeninszenierungen (Antigone, Iphigenie, Kassandra) mit den starken Frauengestalten - ein Muss für einen Kurs mit Frauenpower! Was auch immer es ist oder auch ein bisschen von allem - dem Intendanten seien viele solcher Freunde gewünscht!

 

 

Den Zuschauerraum hatten sich die Schülerinnen anders vorgestellt, aber dann merken sie, dass sie heute mitten auf der Bühne sitzen, dass der "Eiserne" das Tor zu Mykene bildet - und Neugierde, bald auf der anderen Seite zu sitzen, kommt auf.

Viele freuen sich schon auf den nächsten Besuch im "Apollo", eine richtige "pädagogische" Aktion, denn dann gehen wir zusammen mit Kindern hin, um "Ronja Räubertochter" zu sehen.

 

 

"Apollo, hilf!" - mit diesem Motto verbindet den Pädagogikkurs eine alte Geschichte, denn vor 10 Jahren interviewte der damalige Pädagogik-Leistungskurs Befürworter und Gegner des Theaters, -  unvergesslich: das Gespräch mit Rudolf Lixfeld, - recherchierte in Archiven und durfte die Ergebnisse im damaligen Programmheft veröffentlichen. Welten liegen zwischen der Bühne von damals und dem "Apollo" heute - und das aktuelle Programmheft hat regelrechten Kultcharakter!

Über die Verantwortung der Menschen und die Aufgabe der Literatur, Vorahnungen und Ängste offen zu benennen, ist die Schriftstellerin Christa Wolf der Seherin Kassandra und auch Georg Büchner nahe. Zugleich ist sie hoch aktuell. Entstanden ist das Werk zeitnah zum Nachrüstungswettstreit Anfang der 80er Jahre, aber wenn man genau hinhört, so ist Kassandras Wahrheit und Wahnsinn vor dem mykenischen Palast der rachedurstigen Klytaimnestra auch nicht weit entfernt von 9/11 und den Rachefeldzügen und Kriegen dieser Tage. Mühelos überbrückt sie Jahrtausende und zeigt uns, dass die wirklichen Veränderungen rar sind und hart errungen werden müssen.

Christa Wolf,

Büchnerpreisrede hören

"Was kann noch geschehen, ehe es uns die Sprache verschlägt?"

Zum Text werden noch Linkseiten auf den Lernpfaden folgen und Kommentare im Lo-net2!

 

(mein)

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